Der Verdacht – Friedrich Dürrenmatt, Diogenes Verlag, 128 Seiten

„Der Verdacht“ von Friedrich Dürrenmatt ist ein packender Kriminalroman in bester Tradition der „tough private eyes“. Im Mittelpunkt steht Kommissar Hans Bärlach, der nach einer schweren Operation nur noch ein Jahr zu leben hat. Während er sich im Berner Salemspital erholt, stößt er in einer Ausgabe der Zeitschrift Life auf ein Foto, das einen Verdacht in ihm weckt: Der abgebildete Arzt könnte identisch mit dem berüchtigten Dr. Nehle sein, der im Konzentrationslager Stutthof grausame Operationen ohne Narkose durchgeführt haben soll. Heute scheint dieser Mann unter falschem Namen als Leiter einer Zürcher Privatklinik tätig zu sein.
Obwohl Bärlach allen Grund hätte, seinen verbleibenden Lebensabend in Ruhe zu genießen, treibt ihn eine Mischung aus Trotz und Gerechtigkeitssinn dazu, den Fall selbst zu verfolgen. Ohne moralische Verpflichtung, aber mit unbändigem Willen, stellt er sich dem letzten großen Kampf seines Lebens – auch mit dem Wissen um seine eigene, unaufhaltsame Krankheit.
Mit prägnanter Sprache und tiefgehender moralischer Fragestellung liefert Dürrenmatt einen fesselnden Roman, der Krimispannung mit existenzieller Tiefe verbindet. Ein Klassiker der deutschsprachigen Literatur, der Leserinnen und Leser gleichermaßen zum Mitfiebern und Nachdenken bringt.